Heute schon (SELBSTORGANISIERT) gelernt?


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vergessen, erinnern, verstehen

Wissenswertes über das Gedächtnis
Nach Plato ist „in unseren Seelen etwas, das die Eigenschaft von Wachs hat. Denn was sich abdrückt, daran erinnern wir uns. Wird es aber gelöscht oder konnte es nicht eingedrückt werden, so vergessen wir die Sache und wissen sie nicht mehr“ (Plato nach Michel/ Zgraggen 2010, S. 22).

und da stellt sich ja die Frage, was wir als Lehrende dazu beitragen können, dass sich Teile unseres Unterrichts, des Schulstoffes in den Gehirnen der SuS abdrückt und Spuren hinterlässt. Also wie wir ihnen helfen können, Inhalte, Wissen, Können, Fertigkeiten, Einstellungen, Haltungen… zu speichern und bei Bedarf abrufen zu können.

Die Forschung bietet hier verschiedene Modelle an. Im Folgenden möchte ich eines genauer erklären:

KLASSISCHES GEDÄCHTNISMODELL nach Atkinson&Shifferin, ergänzt durch das MEHRSPEICHER-MODELL nach Baddeley

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Diese Abbildung zeigt, dass ein aufgenommene Information zunächst im sensorischen Register (auch Ultrakurzzeitgedächtnis) genannt verarbeitet wird. Hier gibt es so gut wie keine Begrenzung bzgl. der Kapazität. Dies auch daher, da sie Speicherungsdauer im Bereich von 2 sek liegt.

Sollen nun Informationen bewusst gespeichert werden, kommt der Kurzzeitspeicher zum Zug. Hier können Dinge gespeichert werden, allerdings ist die Aufnahmekapazität und in der Aufnahmedauer sehr eingeschränkt. Ein durchschnittlicher Mensch kann etwa sieben Informationseinheiten speichern. Im Kurzzeitgedächtnis verbleiben diese Informationen meist nur wenige Minuten. Auch wenn zu viele Informationen auf einmal ins Kurzzeitgedächtnis gelangen, wandern die älteren von ihnen entweder ins Langzeitgedächtnis oder werden gelöscht. Das Kurzzeitgedächtnis wird hierbei von der durch mehrere unterschiedliche Speicher, wie z.B. die phonologische Schleife.

Im Langzeitgedächtnis speichert der Mensch Informationen über einen längeren Zeitraum. Es kann sich dabei um Minuten, Jahre oder auch das ganze Leben handeln. Je tiefer die neuronalen Vernetzungen im Gehirn, desto stärker ist auch die Erinnerung im Langzeitgedächtnis. Man unterscheidet hierbei zwischen einem deklarativen (individuelle Ereignisse, Welt- und Bedeutungswissen, Zusammenhangswissen) und prozeduralen (automatisierte Fertigkeiten) Gedächtnis.

Was bedeutet das nun für die Schule?
– Mit Kopf, Herz und Hand wird gespeichert: Erlebnisse und Emotionen spielen bei der Einspeicherung und beim Abrufen eine wichtige Rolle. Ein angenehmes Lernklima hilft, sich Wissen anzueignen. Handlungen, die automatisiert werden sollen, müssen oft getan werden (üben).
– Mach mit- bliib fit: Arbeitsspeicher trainieren kann sinnvoll sein, denn ein besser funktionierender Arbeitsspeicher erleichtert auch die längerfristige Speicherung. Viele Spiele und Trainings können helfen
– Zeit für Festigen: Wenn man etwas speichern will, muss man sich genügend Zeit nehmen. Man muss beim Lernen regelmässig Pausen machen, ähnliche Inhalte nicht zu nahe nacheinander lernen und abends vor dem Einschlafen nochmals anschauen. Schläft man zu wenig, , so leidet das Lernen darunter. Also: Genug Schlaf für alle…und hierzu auch ein aktueller Bericht aus der Weltwoche:
http://www.welt.de/wissenschaft/article117053113/So-leidet-das-Gedaechtnis-mueder-Schueler-wirklich.html

…und in diesem Sinne hat wohl auch Konfuzius Recht:
„Was du mir sagst, das vergesse ich. Was du mir zeigst, daran erinnere ich mich. Was du mich tun lässt, das verstehe ich.“

Konfuzius

Literatur
Michel, T./ Zgraggen, S. (2010): Individuell zum Lernerfolg. Sauerländer Aarau.