Heute schon (SELBSTORGANISIERT) gelernt?


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Clark vs Kozma…oder doch die Salomonische Weisheit…

…im Moment beschäftige ich mich im Modul 2 stark mit der Frage, ob Medien das Lernen beeinflussen oder nicht. Oder um es mit Vicki Carter auszudrücken: „Do media merely deviier content, or are they capable of influence learning?“…Eigentlich eine kuriose Frage für eine Studentin im Studiengang „Bildung und Medien: eEducation“…und doch merke ich in der Auseinandersetzung, dass die Frage gar nicht so einfach mit JA oder NEIN zu beantworten ist. Und genauso erging es ja wohl Richard Clark und Robert Kozma, die in 80/90-er Jahren diese Debatte geführt und geprägt haben.

Richard Clark war hierbei der Ansicht, dass Medien das Lernen nicht beeinflussen, sondern die Methode, der Inhalt und die Lernstrategien die entscheidenden Faktoren sind. Er argumentiert hierbei so, dass solange ein Medium durch ein anderes ersetzt werden kann und hierbei der Lernerfolg immer noch gleich bleibt…dann ist das Medium „wertlos“. Ein bekannter Vergleich ist hier der Vergleich mit dem Lastwagen: „The best current evidence is that media are mere vehicles that deliver instruction but do not influence student achievement any more than the truck that delivers our groceries causes changes in our nutrition“ (Clark, 1983, S. 445). Clark stützt sich hierbei hauptsächlich auf Vergleichsstudien, die keinen signifikanten Unterschied bei der Nutzung von verschiedenen Medien hervorbrachten.
Für ihn ist daher nicht das Medium entscheidend, sondern das zugrunde liegende Instructional Design. Er legt grossen Wert darauf, zwischen Medium und Methode zu unterscheiden! „any necessary teaching method can be delivered to students by many media or a variety of mixtures of media attributes- with similar learning results“

Robert Kozma wiederum bringt die Diskussion auf ein anderes Level, in dem er nicht auf die Frage konzentriert, ob Medien das Lernen beeinflussen, sondern sie dahingehend erweitert, wie Medien eingesetzt werden müssen, damit sie das Lernen beeinflussen. Hierbei macht er auch deutlich, dass Lernen eine Wechselspiel zwischen kognitiven, sozialen und affektiven Prozessen aber auch der Lernumgebung ist. Er unterscheidet daher nicht streng zwischen Medium und Methode, sondern für ihn lautet die Kernfrage: „In what ways can we use the capabilities of media to influence learning for particular students, tasks and situations?“ (Kozma 1994, S. 23). Daher wehrt er sich auch gegen Vergleichsstudien (und damit natürlich gegen die Argumentation von Clark), da hier immer auch noch das „alte“ Bild vom Lernen herangezogen wird. Kozma wirft einen Blick in die Zukunft- eine Zukunft, die durch die neuen technologischen Möglichkeiten eine Veränderung im Umgang und Zugang zu Medien zeigen wird (..und er hat Recht behalten :-))

Hier wird auch deutlich, dass zwischen den Aussagen einige Jahre vergangen sind und dies auch eine Veränderung in der Lernkultur aufzeigt.

Daher ist für mich heute auch eher das „Salomonische Urteil“ von Gavriel Salomon relevant. Salomon plädiert mehr für eine integrierte Sichtweise des Zusammenspiels von Methoden und Medien (…nomen est omen ;-)….grundsätzlich ist für ihn wichtig, dass die Medien richtig, mit den ihnen innewohnenden Möglichkeiten eingesetzt werden- also nicht einfach nur, um das Gefühl zu haben, man lerne so schneller oder besser…denn schlussendlich lernt man einfach anders und anderes- und das ist auch für mich der entscheidende Punkt. Salomon bedeutet für mich hier auch, die Möglichkeit, Medien schülergerecht und individualisierend einzusetzen- also jedem Schüler,jeder Schülerin das Medium, das das persönliche Lernen unterstützt…und dann beeinflusst das Medium das Lernen!

Dies muss sich auch die Volksschule zu Herzen nehmen. Meines Erachtens legt sie viel zu sehr den Fokus darauf, den ICT-unterstützenden Unterricht mit dem „normalen“ Unterricht zu vergleichen und fragt zu schnell danach „und was soll daran jetzt besser sein…“. Salomon macht sehr gut deutlich, dass es nicht darum geht, mit Medien etwas besser zu machen, sondern vielmehr einen anderen Zugang, ein anderes Wissen zu bekommen, um dies wiederum für sich und mit anderen im Sinne des Konstruktivismus verarbeiten zu können…und das nenne ich dann LERNEN.

Literatur

Carter, V. (1996). Do media influence learning? Revisiting the debate in the context of distance education. Open Learning: The Journal of Open and Distance Learning, 11(1), 31–40. doi:10.1080/0268051960110104

Clark, R. E. (1983). Reconsidering Research on Learning from Media. Review of Educational Research53(4), 445–459.doi:10.3102/00346543053004445

Kozma, R. B. (1994). Will media influence learning? Reframing the debate. Educational Technology Research and Development42(2), 7–19.doi:10.1007/BF02299087

Salomon, G. (2000). It’s not just the Tool, but the Educational Rationale that Counts. EdMedia Meeting (pp. 6). Montreal.